Mensur

"[...] Zur Erreichung dieses Zieles dient neben den Instituten des Corpsconventes und der Kneipe auch das Institut der heutigen Bestimmungsmensur, bei der die Fechter von den dazu Beauftragten unter Wahrung möglichst gleicher Ausgangsvoraussetzungen bestimmt werden. [...] - Hermann Rink über akademische Corps (Zitat Teil 2/3)

Die Mensur - das studentische, streng reglementierte Fechten -, als Besonderheit der sogenannten "schlagenden" Verbindungen, ist ein viel diskutiertes und auch umstrittenes Thema. Sogar unter den Corpsstudenten selbst ist es oft schwierig eine einheitliche Antwort zu bekommen auf die Frage:

"Wieso macht ihr das?"

Die Gründe dafür sind meist verschieden und reichen von "Ich tue es, um dabei sein zu dürfen" bis hin zu "es ist eine besondere Art der Extremsituation" oder schlichtweg dem Gefallen an einem sportlichen Charakter. Fasst man alle zusammen, hat man wohl eine Art der Wahrheit. Die Mensur diente und dient auch heute nicht nur auf eine bestimmte Art und Weise zu selektieren (man muss wortwörtlich den Kopf hinhalten für die Verbindung), sondern sie sorgt auch für einen besonders starken Zusammenhalt. Es beginnt bereits mit dem gemeinsamen Training, bei dem viele Nachmittage hinweg Zeit miteinander verbracht wird, was uns zusammenschweißt. Ist es dann soweit und man ist daran, sich der Mensur zu stellen, erfährt man einen Rückhalt von seinen Corpsbrüdern, den man meist woanders in solcher Weise nicht erfährt.

"[...] Diese Übung, die verbunden ist mit der Überwindung der eigenen Angst, mit dem Einsatz für die Corpsgemeinschaft und der damit verbundenen Stärkung des Gemeinschaftsgefühls, dient der Erziehung zur Persönlichkeit genauso wie das Einstecken von Treffern, ohne dabei die Haltung zu verlieren, und die Hinnahme der Mensurbeurteilung durch die eigenen Corpsbrüder.“ - Hermann Rink über akademische Corps (Zitat Teil 3/3)

"Um das Andenken, den Mut und die Aufopferung der ältesten Corpsbrüder gegen den Nationalsozialismus zu erhalten!"

Denn wie aus unserer Geschichte hervorgeht: Unsere Corpsbrüder der 1. Republik gingen in den Widerstand gegen den Nationalsozialismus und dessen völkisch-nationalistische Ideologien. Einige mussten dafür sogar ihr Leben lassen. In Gedanken daran, vor allem ihnen Ehre und Respekt zu zollen, stellen wir uns also auch deshalb heute noch auf Mensur.

Wichtig: Die Mensur hat keinen Duellcharakter wie es in früheren Zeiten oft der Fall war! Solche Gedanken werden von uns und den meisten anderen Verbindungen streng abgelehnt.

"Und wie funktioniert das genau?"

Da auf vielen Seiten bereits eine ausführliche Erklärung der Ausrüstung, der Techniken und auch des Ablaufs gegeben wird, wollen wir an dieser Stelle nicht näher darauf eingehen, zumal dazu dutzende Seiten lange Bücher dazu verfasst worden sind. Wir sind allerdings gerne bereit, sämtliche Fragen zu diesem Thema zu beantworten.

Achtung sei nur geboten, wenn man sich im Internet über die Mensur informiert. Es gibt viele verschiedene Pauk- und Mensurcomments. Gerade in Deutschland gibt es Comments die etwas "härter" sind. Also nicht alles, was man im Internet findet wird bei uns auch so gehandhabt. Komm am besten vorbei wenn du dazu Fragen hast.

"Ist das gefährlich?"

Nein. Die Schutzausrüstung (ua Kettenhemd, Schutzhandschuh, Metallbrille, etc) verhindern echte Verletzungen. Außerdem steht bei jedem Paukanten ein erfahrenes Mitglied des Corps in voller Schutzausrüstung, dessen einzige Aufgabe es ist, bei Bedarf bzw Ende eines Ganges dazwischenzustellen. Und wenn auch nichts gefährliches passieren kann: Es erfordert Mut sich zu stellen und auch etwas an Disziplin es zu erlernen und standhaft zu bleiben. Gefährlich ist das ganze aber nicht. Andernfalls wäre es auch verboten. Klar: Einen Schnitt zu bekommen, wenn man sich nicht gut genug vorbereitet hat ist möglich, aber nicht weiter schlimm, zumal auch immer ein Arzt anwesend ist, der dafür sorgt, dass alles fachgerecht versorgt wird und gut verheilt. Die Idee, dass sich manche Salz in eine Verletzung streuen, um eine möglichst große Narbe zu erhalten ist uns fremd und wohl auch völlig unsinnig. Das Ziel ist nicht verletzt zu werden oder jemand anderen zu verletzen - es geht schlicht um die Herausforderung und den Mut es zu machen. Uns ist bewusst, dass in anderen Korporationen und anderen Ländern andere Sitten herrschen - doch die Ottonen waren schon immer ihren idealen treu, auch wenn sie auf Gegendruck stoßen (siehe hierzu unsere Geschichte).

Eine etwaiger Schnitt wird von dem Stolz es geschafft zu haben und der anschließenden Feier in den Schatten gestellt. Und wie erwähnt: Duelle, wie sie früher üblich waren und ernsthafte Verletzungen hervorriefen, sind strengstens verboten und werden auch nicht praktiziert.

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